04.03.2023, Rallye Hohenlohe oder: ein Comeback nach 6 Monaten

 

Nach der heftigen „Berührung“ mit einem Baum auf der Rallye Calw letzten Jahres, wollte ich den Lupo wieder so herrichten, dass er aussieht als sei nichts gewesen. Aber der Mangel an Ersatzteilen und dann der Zeitfaktor machten mir einen Strich durch die Rechnung. So kam ich zum Entschluss, dem Vorschlag eines Kollegen zu folgen, die große Delle mit Erlkönigfolie zu kaschieren. Gesagt, getan, der Lupo sieht jetzt etwas ungewöhnlich aus, aber das unruhige Design, lenkt von dem Schaden, zumindest auf Fotos, gut ab.

Gut, Auto ist soweit, jetzt muss noch das Wichtigste her, ein Beifahrer. So kam ich auf Alina Bader, die sehr interessiert an dem Thema ist und schon letztes Jahr erste Erfahrungen im Lada von Nikolai Szuparits sammeln konnte. Auch hier kam grünes Licht, die Rallyesaison 2023 kann beginnen.

 

Also, früh Aufstehen und auf ins Hohenlohische, ins Rallyezentrum in Untersteinbach, wo 8 weitere Gegner auf uns warteten. Technische Abnahme und Dokumentenabnahme waren reine Routine und schnell erledigt, da sich das Ganze unter einem Dach vereinigte.

Raus auf die Strecken, die im Grunde alle neu waren. Es wurden viele Teile alter Wps benutzt, die allerdings in verkehrter Richtung zu befahren waren. Die Wegfindung zu den WPs startete etwas holprig (Alina hat ein Zeichen übersprungen, was aber schon den Besten passiert ist, alles kein Problem) ging aber schnell in eine Routine über, als hätte sie schon mehrere Jahre Rallyefahren auf dem Buckel. Der Aufschrieb war auch schnell erstellt (ich mich sogar bemüht, entgegen meiner Gewohnheit, erst die Richtung und dann den Grad der Kurve zu diktieren), jetzt stellte sich die Frage, welche Reifen nehmen wir? Das Wetter sollte eigentlich trocken bleiben und sogar die Sonne sollte sich bei 8 Grad zeigen. So entschied ich mich für die Semislicks, von denen ich aber nur 2 Medium- und 2 Soft-Mischung besitze, aber mit weniger Luftdruck, wie sonst.

 

Kurze Mittagspause und frisch gestärkt mit einem Leberkäsweggle auf in den Wettbewerb.

 

Die 1. WP, Haberhof, kannte ich von früher, hier hab ich 2011 meinen Golf gegen die Findlingssteine gesetzt, aber in diesem Jahr geht’s in die andere Richtung und verkürzt. Der Start war genau an der Stelle von dem Golf-Vorfall. Da die Sonne sich immer noch ziemlich rar machte, war ich doppelt gespannt, wie die Reifen und unser Zusammenspiel funktionieren wird. Start frei und nichts ging vorwärts, hab ich dich glatt keinen Gang eingelegt… Dann aber Hüah und los ging die wilde Fahrt. Gleich am Start den Berg hoch gestürmt um oben in einem 90-Grad-Abzweig auf die nächste Gerade. Ok, etwas früh gebremst, aber die Reifen haben Haftung, wie es scheint: Also weiter, wieder 90 Grad, bergrunter, nochmal 90 Grad, diesmal ziemlich staubig. Der Lupo bleibt auf der Strecke. So fasste ich immer mehr Vertrauen in das Setup. Und was macht Alina? Auch hier muss ja alles funktionieren. Die ist in einem Flow und diktiert die Kurven, als wär´s das Normalste der Welt, nur ist sie schneller als ich fahren kann und ich musste sie ein bisschen einbremsen. Das Ziel ist erreicht, es steht eine 3:09,1 auf dem Tableau, die 4. Zeit in der Klasse, Respekt, hätte ich nicht gedacht. Schnellster war Ernst Reinmann mit Sven Metzger auf einem frisch aufgebauten Ford Fiesta mit einer 3:02,9, dicht gefolgt von seinem Ex-Auto von den Ickerts mit 3:04,2 und Fabian Sinn und Florian Jakob auf einem BMW E30 mit 3:06,0. Knapp hinter folgten uns Bernhard Böhler und Wolfgang Bühler auf ihrem Suzuki Swift mit einer glatten 3:10.

 

Weiter zur WP Löschenhirschbach, die viele Bereiche der WP Tiergarten aus den letzten Jahren hat. Das heißt Highspeed bis zum Äussersten., aber wieder in die andere Richtung. Wieder ging es nach dem Start bergauf, voll über eine blinde Links-5-über Kuppe. Rechtsknick und weiter links-rechts, kurz über die Landstrasse und man hat Löschenhirschbach umrundet und weiter mit Vollgas in Richtung Tiergarten. Und ab hier gings erst richtig los. Das rechte Pedal an den Anschlagen und mal für 1,3 Kilometer draufbleiben, das Vertrauen in die Reifen war bei dieser Geschwindigkeit noch nicht voll ausgereift, so lupfte ich mal kurz an einer Kurve, und trotzdem zeigte das Handy stramme 170 km/h an. Eine kurze Schotterpassage, wieder rechts und schon sind wir wieder auf der Tiergarten-WP. Runter an den Hirschbach und diesem folgten wir bis zum Abzweig nach Kesselhof, einmal durch und zwei Geraden später durchs Ziel. Mit 5:18.9min setzen wir wieder die 4. Zeit in der Klasse. Ernsti enteilte mit einer 5:04,9min dem Feld, dicht gefolgt vom Sinn-BMW mit 5:06,2min, die Ickerts konnten dem Tempo nicht folgen und waren nur 1,5 Sekunden schneller als wir. Den Böhler-Suzuki konnten wir mit 12 Sekunden Unterschied auf Abstand halten. Und Alina? Die war in ihren Job so vertieft, dass sie das hohe Tempo überhaupt nicht mitbekam und das Zusammenspiel wurde immer besser.

 

Der Rundkurs „Rebbigshof“ hatte ich noch von meinem letzten Auftritt 2020 auf der Hohenlohe in böser Erinnerung, da ich mich hier in einer schnellen Kurve eindrehte und ich den Schweller zerdrückt hatte. Diesmal ging es gegen der Uhrzeigersinn, was aber die hoppeligen Kurven nicht einfacher machten. Start frei, rechts ab und nach 100m zwei schnelle Kurven. Dann linksrum ums Gebüsch und nach einer 90 Grad Links den Berg hoch, wo wieder einer 90er Links über Kuppe zu bewältigen war, mit Vorsicht vor dem äußeren Graben. Danach eine Links-Rechts Kombi, gefolgt von einer rutschigen Linkskurve. Hoch zum Rundenteiler, er entweder über eine Kuppe zurück zum Start führte oder scharf rechts immer weiter den Berg hoch führte. Oben angekommen rechts weg und über Schotter durch den Wald zum Ziel. Unsere 3:13.3 war wieder der 4. Platz in der Klasse. Diesmal war Fabian Sinn der schnellste mit einer 3:03.6, gefolgt von Ernst Reinmann mit 3:06.8. Der Ickert-Fiesta war diesmal nur 3 Zehntel schneller als wir.

 

Halbzeit: es führte Ernst Reinmann knapp vor Fabian Sinn. Vater-Sohn Ickert belegten bis dahin den 3. Platz, 8,5 Sekunden vor uns. Der Böhler-Suzuki lauert mit 18,7 Sekunden Rückstand nur auf einen Fehler von uns auf Platz 5.

 

Der 2. Umlauf. Das Material funktionierte, Alina machte eine tollen Job, das Vertrauen nach 6 Monaten Pause war auch wieder da. Also hieß es jetzt: Attacke. Gleich die WP Haberhof konnten wir die Bremspunkte später setzen, in den schnellen Kurve noch mehr Tempo riskieren und die Anfahrt zum Ziel lief auch geschmeidiger (und auch der Gang war am Start diesmal drin…). So konnten wir uns um ganze 7,3 Sekunden verbessern und waren nur 5 Zehntel langsamer als die drittplatzierten Ickerts. Auch der Sinn-BMW war nur 1,8 Sekunden schneller. Und Reinmann-Fiesta machte an der Spitze was er wollte und deklassierte das Feld um weitere 5 Sekunden.

 

Auch auf der WP 5 legte wir die Latte höher für uns. Ich blieb z.B. diesmal im schnellen Abschnitt voll auf dem Pedal (174 km/h ! ), der Schotterabschnitt lief nicht so gut, der Lupo wurde etwas unruhig, ich musste Gas rausnehmen und am Jägerstand kam ich auf den Grünstreifen und knapp am tieferliegendem Acker vorbei. Dennoch hat sich das Risiko gelohnt und mit einer 5:12.6min betrug die Verbesserung 5,5 Sekunden. Wieder waren die Ickerts schneller, aber wieder nur mit 1,6 Sekunden. Ernsti enteilte mit fast genau 5 Minuten souverän und Fabian Sinn folgte mit einer 5:03.7.

 

Rundkurs „Rebbigshof“, Aufstellung zum Start und es fehlt der BMW. Allein schon mit der Strafzeiten-Regelung könnte es knapp werden für das Team Sinn/Jakob. Aber der E30 tauchte erst gar nicht auf. Ein Motorschaden hat das Team aus dem Rennen geworfen. Des einen Leid, des andren Freud. Wir waren unverhofft auf einem Podium-Rang. Nicht nur im Gesamten verbesserten wir uns, auch im Rundkurs konnten wir uns wieder um fast 4 Sekunden steigern. Wir waren zwar (diesmal) wieder nur die 3. Kraft, aber wieder war der Abstand nur 0,6 Sekunden groß, wir waren im 2. Umlauf also immer bei der Musik.

 

Das Team Reinmann / Metzger lieferten einen blitzsauberen Einstand auf dem frischen Einsatzgerät und setzten alle Bestzeiten. Zweite wurde das Team Ickert / Ickert, aber der Abstand von nur 10,5 Sekunden lässt Gutes für die Zukunft hoffen.Erst beim Abstellen vom Lupo im Parc Fermé nach der Rallye, realisierte Alina, dass es für uns zu einem Pokalrang gereicht hat und sie bei der Siegerehrung mit auf die Bühne muss. Ich glaube, das hat sie nervöser gemacht, als der Start bei einer Rallye mit einem Fahrer, den sie nicht kennt.

 

Und da sie einen prima Job abgeliefert hat, wiederholen wir das Ganze in 2 Wochen bei der Rallye Ulm.