21.10.2017, Rallye Fränkische Schweiz oder Krankheit, Vollgas, Glück und laute Stimmen

 

Schon nach 1 Woche ging es schon wieder auf die Rallyepisten und auch gleich wieder auf eine Rallye 70, die fast schon legendäre Rallye Fränkische Schweiz, mit der Ostalb-Heimrallye und der Grabfeldrallye ein MUSS in einer Saison. Doch schon innerhalb dieser Woche zeigte sich die erste Hürde, Ingo wurde krank und sollte auch bis zur Rallye nicht fit werden. Also ging es auf Beifahrer-Suche. Meine erste Wahl war Melissa Schuster, mit der ich schon mehrere Rallyes und Rallyesprints bestritten habe und ich eigentlich auch versprochen habe das zu wiederholen. Doch die junge Dame zierte sich ein wenig und musste mit  diversen Argumenten überzeugt werden sich auch den heißen Stuhl zu setzen. Ihr Stammfahrer, der auch den Co-Fahrer gemacht hätte (vielen Dank für die Bereitschaft), musste ihr erstmal grünes Licht geben und er ihr nicht böse ist wenn sie mal "fremdgeht" (*G*), und ein erschwingliches Zimmer war ja auch schon vorhanden. Zwar konnte ich jetzt nicht, wie erhofft, am Freitagnachmittag schon auf Tour gehen, aber es ging am Abend so locker auf der Strasse vorwärts, dass wir in nur knapp 3 Stunden an der Unterkunft ankamen und auch an der Doku-Abnahme und technischen Abnahme war keine Menschenseele vor uns dran. die technische Abnahme war beinahe schneller fertig, als wir mit den ganzen Aufklebern :) 

 

Samstag, der Tag der Rallye. Nach einer stürmischen Begrüßung durch die Hauskatze (süß) und Frühstück (lecker) ging es um 7:30 auf die Piste zum Aufschrieberstellen, dann umrüsten auf die Rennbereifung und die Regenreifen in den Service stellen (man kann ja nie wissen, wann der angekündigte Regen eintrifft).

Kurz nach 12:00 Uhr, Start frei und ab zur WP 1 nach Weismain, wo diesmal wieder im Tal der Start für die ultraschnelle WP "Neudorf" war. Der Start wie bei einem Bergrennen, flüssige Kurven bis hoch ins Dorf. Im Dorf ein schnelles S, rum um die Verkehrinsel mit Baum und rechtsrum wieder raus aus Neudorf. Mit maximaler Geschwindigkeit über Kuppe und Linkskurve, in die Senke, Schwung holen bis zum Waldrand, leicht abbremsen und durch das 3-Fach-S zum Rechtsknick. Ab hier volle Pulle mit etwas Lupfen bis kurz vor Seubersdorf wo die WP ihr 2. Gesicht zeigt mit einem engen Knochenstein-Bewirtungsweg. An Seubersdorf und den Zuschauern vorbei zum Ziel-S. Melissa musste man erstmal etwas einbremsen, so schnell wie ihre Kurven am Anfang kamen konnte mein Auto nicht fahren, aber nach knapp 500m fügte sich das Ganze zusammen und harmonierte prächtig. Und mit einer 4:19,5 min konnten wir uns gleich mal an die Spitze der Klasse setzen. Auf Platz 2 folgte mit nur 3,5 Sekunden Rückstand Ernst Reinmann mit seinem Fiesta und dann die 2 Suzukis von Alexander Merkel und Andrea Neumeier schon mit über 10 bzw. 15 Sekunden Rückstand.

Die WP 2 führte wieder nach Schirradorf mit einer kleinen Neuerung, so begann die WP bei Krögelstein-Mitte, ging um den Ort herum, mit Highspeed auf eine Spitzkehre vor dem Ort auf die ursprüngliche WP-Zuführung. Dann folgt sie wieder dem Streckenverlauf, der schon in den Jahren davor einiges abverlangte. Immer wieder blinde Kurven und Kuppen, wellige Bewirtungswege, eine schnelle Schotterpassage, in der es galt, das Fahrzeug in der Spur zur halten (was mir nicht ganz gelang...), rauf auf die Landstrasse und mit Vollgas bis zum Ziel. Wir erreichten eine 5:13,6min und Ernsti setze eine 5:09,9min (und er sagte dann auch noch, dass er keinen Rhythmus gefunden hat...). Die Japaner-Konkurrenz hatte hier das Nachsehen und mit einem Rückstand von einer Zehntel ging es in den Stadtwald.

 

Der WP "Stadtwald" mit dem Schotterwerk hat einen Schotteranteil von 38%, fast nur Vollgas auf Split durch den Wald, rein ins Schotterwerk mit 2 Spitzkehren, wieder raus, runter nach Schönfeld, wieder ultraschnell (ich wiederhole mich, ist aber so...) durch den Wald nach Wohnsdorf, vorher rechts abbiegen und hoch zum Ziel bei Hainbach. Leider lief es bei bei Ausfahrt aus dem Schotterwerk nicht ganz so rund, der Lupo wollte lieber links abbiegen als rechtsrum und etwas grasen. Zum Glück fanden wir schnell wieder zurück auf dir Strecke, wenn auch nicht ganz so sanft, wie ich wollte. So blieb der Zeitverlust zwar gering, aber der Fiesta legte mit einer 4:57,1 eine Zeit hin, die für uns auch ohne Fehler nicht zu erreichen gewesen wäre.

Jetzt ging es nach Brunn, die Königs-WP der Rallye. 10 km allerfeinste Rallyepiste, Bauernglatteis, Kuppen, Vollgaspassagen, ein Zuschauerpunkt mit Stadion-Atmosphäre, eine Ortsdurchfahrt durch Hohenpölz und eine Schottergerade. Da es auf dem Weg zur WP genieselt hat und auch die WP selber Wasser abbekommen hat, gab es in ein paar Kurven diverse Aha-Momente, die so nicht eingeplant waren. Zum Glück konnten wir das Auto auf der Strasse halten und mit einer 6:16,7 min konnten wir den Abstand zum Reinmann-Fiesta, der nur 1,4 Sekunden schneller war, fast einfrieren.

 

Der zweite Umlauf, wieder die "Rennstrecke" Neudorf. Mit dem Wissen der kleinen Fehlern, der 1. Durchfahrt versuchten wir unsere Zeit nochmal zu verbessern und wieder näher an das Team Reinmann/Gräf zu rücken. Wir erreichten diesmal eine 4:19,0, die WP 1/5 gehörte diesmal uns. Allerdings konnten wir nicht den Abstand nicht allzu sehr einschrumpfen, da der Ford nur 1,3 Sekunden mehr brauchte. Mit einem Rückstand von 9,6 Sekunden ging es weiter.

Auf der Schirradorf-WP  konnten wir diesmal dem Schotterstück folgen und auch die Spitzkehre passte besser als beim 1. Mal. Also waren wir um über 2 Sekunden schneller. Aber 5:03,3 vom Reinmann-Ford waren unerreichbar, er hat wohl den Rhythmus für diese WP gefunden und distanzierte uns auf 17,5 Sekunden, fast das Doppelte wie vor der Prüfung. Der Platzierungen scheinen fix zu sein.

Da es aber noch 2 knifflige WPs zu bestreiten gab, hieß es weiter anzugreifen.

Wieder ging es zum Stadtwald und durchs Schotterwerk, es galt den Fehler von letzten Mal nicht zu wiederholen.  Bei den Spitzkehren fing Melissa an zu winken, ich dachte es galt den Fotographen, da der Abstand auf Platz 1 unter normalen Umständen nicht aufzuholen war. Mit einer Zeit von 5:02,9 min konnten wir uns wieder verbessern und Melissa klärte mich auf, sie hat dem Team Reinmann/Gräf zugewunken, die dort mit gebrochener Antriebswelle gestrandet sind, was mir total entgangen ist, da ich mich auf die Strecke konzentriert habe. Auf einmal hatten wir einen Vorsprung von über 49 Sekunden auf den 2. Platz, der von Alexander Merkel im Suzuki belegt wurde.

 

Auf der Verbindung zur WP "Brunn" nieselte es noch mehr als vorher, das Bauernglatteis sollte noch tückischer werden. Im Wissen um den  Vorsprung, gingen wir die Sache etwas vorsichtiger an, wie gasten nur an übersichtlichen Stellen an und die Kurven, die wir nicht so einsehen konnten, wollten wir langsamer durchfahren. Dann bekamen wir allerdings nach der Ortsdurchfahrt Hohenpölz eine Gelbe Flagge, da der Merkel-Suzuki, der vor uns gestartet ist, wohl durch technischen Defekt gestrandet war. Allerdings war Dieser bereits schon 20m von der Strecke weg geborgen worden, es gab keinerlei Behinderung oder erkennbare Gefahr, da es nur geradeaus ging. Also fuhren wir, dem Reglement entsprechend, flott aber kontrolliert zum Ziel der WP und meldeten dort den Vorfall. Auch der Rallyeleitung am Zentrum in der Stadthalle gaben wir Bescheid und es wurde uns eine faire Zeit versprochen. Allerdings weiß ich nicht was an einer 6:52,8 fair sein soll, war diese Zeit doch schlechter als die gefahrene Zeit vom übrig gebliebenen Suzuki von Andrea Neumann, der immer um die 10 Sekunden langsamer war als wir. Wenn wir jetzt dichter aufeinander gewesen wären, von der Zeit, hätte das die Platzierung versaut.

 

Zum Glück war dem nicht so, und so konnten wir am Abend zum ersten Mal den Siegerpokal in der Klasse auf dieser Rallye entgegennehmen, wenn auch mit einer großen Portion Glück, denn das Team Reinmann/Gräf war eingentlich nicht mehr einzuholen.

Ein RIESEN Dankeschön geht an Melissa, die ganz und gar nicht eine "Notlösung" war, sondern ein vollwertiger Ersatz. Danke für deinen Einsatz, der durch die Tatsache gekrönt wird, da sie die ganze Rallye ohne Bordfunk auskommen musste. Der Adapter von ihrem Helm hat blöderweise nicht den Weg ins Gepäck gefunden, blieb daheim und hat es sich kein Ersatz auftreiben lassen (und deshalb der Untertitel "laute Stimmen").