10. August 2019, Rallye Coburg oder: „Provinziell, aber schön!“

 

 

 

Nur eine Woche nach dem Rallyesprint Untergröningen direkt vor der Haustür, ging es jetzt ein Stück weiterweg. Direkt an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen Bayern und Thüringen im beschaulichen Örtchen Grattstadt fand an diesem Wochenende nach diversen Rallyesprints endlich wieder eine komplette Rallye Coburg statt. Die weite Anreise sollte sich also wieder lohnen. Doch sollte sich die Ankunft wegen eines Staus bei Nürnberg etwas verzögern. Theoretisch wäre die Abnahme zeitlich noch möglich gewesen, jedoch stellte sich heraus, dass die Straßennamen bei unserer Unterkunft sich geändert haben wegen einer Eingemeindung. Im Verzeichnis im Internet stand noch die alte Adresse und wir verbrachten eine dreiviertel Stunde damit ein Handynetz und unseren Schlafplatz fürs Wochenende zu finden.

 

So mussten wir eben am Samstag mit unserem Lupo bei den technischen Kommissaren vorstellig werden, was sowohl technisch wie auch zeitlich kein Problem darstellen sollte. Die Rallye sollte aus nur 2 Doppel-WPs bestehen und knapp 90 km lang sein. So konnten wir das Recce, trotz des Starts schon um 11.00 Uhr, mit genug Zeitpuffer beenden.

 

 

 

Trotz des verhältnismäßigem kleinen Starterfelds mit gerade 52 Fahrzeugen war unsere Gruppe mit 7 Autos gut besetzt. Der favorisierte Swift von Veit König, der schon auf der Ostalbrallye die Klasse gewonnnen hat, hatte zurückgezogen, so war kein klarer Anwärter auf den 1. Platz auszumachen.

 

 

 

Die Rallye beginnt mit der langen WP „Lautertal“, ein 10 km langer Sprint mit Allem was eine Straße hergeben kann. Bergaufpassagen, langen Geraden (ok, nicht gerade prickelnd, aber immerhin 170 Sachen schnell), Serpentinen, schnellem Schotter (ohne fieße Schlaglöcher und Felsbrocken), Rumpel-Betonpisten (mit Schlaglöchern), Schikanen und Highspeedkurven. Kurzum: eine Klasse-WP, die richtig Spaß macht. Ein paar Abschnitte gingen durch den Wald, so waren noch einige Stellen feucht vom nächtlichen Regen. Wir kamen gleich in einen guten Fluss, alles passte gleich auf Anhieb sehr gut. Es passte so gut, dass wir leider gegen Ende der WP auf ein Anfängerteam aufliefen, dass ZWEI Minuten Vorsprung hatte. So konnten wir die WP nur mit gebremseten Schaum beenden. Wir durchfuhren die WP in ein 6:32,2 min, das Team Trunk/Limpert auf VW Polo war trotz unseres Handicaps nur eine halbe Sekunde schneller. Die WP-Bestzeit ging ebenfalls an einen VW Polo, der vom Team Meyer/Rochow in einer 6:26,2 min über die Prüfung gejagt wurde.

 

 

 

Auch die WP 2 war nicht von schlechten Eltern. Hier musste man in den schnellen Kurven gleich nach dem Start einen guten Rhythmus finden, sonst bleibt viel Zeit liegen. Nach einem schnellen Bergabstück hieß es die Kurve zu bekommen und auf der Strecke zu bleiben. Nach einer kleinen Brücke ging es dann Vollgasvoraus bis zu einer Kehre auf eine Landstrasse, wo es wieder galt, das Gaspedal auf dem Boden zu lassen. Runter von der „Autobahn“ und wieder drauf auf einen schnellen Bewirtungsweg, der zwei dreimal von einer 90-Grad-Kurve eingebremst wurde. Dann ging es in einer für die Gegend typische Allee mit Vollgas in Richtung Ziel, immer darauf bedacht, nicht in einen am Straßenrand lauernden Graben zu geraten. Mit einer 4:31,5min konnten wir um 1,2 Sekunden näher an der führenden Polo heranrücken. Noch besser konnten sich der Trunk-Polo an die Anführer annähern, der mit einer 4:28,8min die Bestzeit setzte. Zur Halbzeit waren wir 3 Spitzenreiter nur um 4,8 Sekunden getrennt, die Nachfolgenden konnten das Tempo nicht mitgehen und waren schon über 20 Sekunden weg.

 

 

 

Zum zweiten Umlauf war also noch alles drin, und wir versuchten das Tempo zu erhöhen. Die feuchten Stellen waren jetzt auch verschwunden und wir konnten ein gutes Tempo gehen. Leider flutschte in einer schnellen Bergabpassage der Ganghebel nicht in die richtige Richtung und ich überdrehte den Motor kurz aber heftig. Das quittierte er dann sofort mit Fehlzündungen und der Rest des Berges runter und das schnelle Schotterstück konnten wir nur mit gedrosselter Leistung durchfahren. Schon mit der Rallye bzw. mit der Platzierung abgeschlossen, erholte sich die Maschine wieder und zog wieder voll durch, das Stottern war weg. Und da der TT der Anfänger jetzt eine Extraminute Vorsprung bekam konnten wir befreit bis ins Ziel fahren. Die Verbesserung betrug hier satte 6,6 Sekunden zum Vorlauf auf 6:25,6min , während das Team Meyer/Rochow nur 3,6 Sekunden finden konnte, aber mit einer 6:22,6 dennoch schneller war. Nicht auszudenken, was wohl gewesen wäre, wenn ich den 4. Gang getroffen hätte. Leider brach am Polo vom Team Trunk/Limpert beim harten Anbremsen auf eine Schikane ein Querlenker und sie mussten das Fahrzeug havariert abstellen. Als neuer Dritter rückte das Team Schwarzmannseder/ Schwarzmannseder im Peugeot 206 auf, allerdings schon mit einem Rückstand von über 30 Sekunden.

 

 

 

Auf der letzten Prüfung trafen wir die schnellen Kurven besser, als im 1. Umlauf. Allerdings übertrieb ich den Vorwärtsdrang an einer engeren Kurve etwas und wir mussten abseits der Strecke unseren Weg durch einen Acker finden. Dieser Ausrutscher kostete uns die WP-Bestzeit, die wir mit einer 4:29,8min um eine Zehntel-Sekunde wieder an das führende Polo-Team abgaben.

 

Letztlich gewann das Team Lars Meyer und Mathias Rochow mit 3 WP-Bestzeiten unsere Klasse, aber mit einem Rückstand von nur 7,9 Sekunden können auch wir voll zufrieden sein. Und so konnten wir, bei der pünktlich um 18 Uhr beginnenden Siegerehrung, (das ganze Feld war schon vor 15:30 Uhr fertig mit der Rallye) am Abend im kleinen Festzelt unseren Pokal entgegennehmen. Und schon am nächsten Samstag geht es wieder weiter, diesmal gehen wir zum ersten Mal zur Labertalrallye.