03.03.2018, Rallye Hohenlohe oder "der Frühling kam zu früh (?)"

 

Die Winterpause ist vorüber. Eigentlich wollten wir ja wieder mal bei der Rallye Südliche Weinstrasse an den Start gehen, aber der ADAC meinte, dass er unbedingt an einem Rallye-Wochenende den benötigten Rennleiterlehrgang abwickeln muss. Sei es drum, machen wir unseren Jahresauftakt eben auf der Rallye Hohenlohe. Mal schauen wie sich die neue und die renovierte Technik im Einsatz so schlägt. Die Stoßdämpfer ließ man über den Winter revidieren und abstimmen und ein kürzer übersetztes Serien-6-Gang-Getriebe, das man im letzen Sommer mit etwas Glück für wenig Geld hinter Hannover erstanden hat, fand den Weg in den Motorraum des Lupo und ersetzte das alte 5-Gang. (Kollege Schober sagt, flutscht gut ;) )

 

Der Wetterbericht: in der Nacht zum Samstag leichter Schneefall und fast zweistellige Minusgrade in Öhringen. Der Samstag fast nur bedeckt mit 3 Grad Plus und wenig Sonne. Also noch schnell Winterreifen gekauft, auf die Felgen der Semislicks montiert (brauchen wir doch eh nicht...) und aufs Auto damit. Als Alternative noch die Toyo R1R eingepackt und ab nach Untersteinbach, ins neue Rallyezentrum. Schon auf der Fahrt dorthin zeigten sich erste Schneefelder neben den gut gesalzenen Strassen.

 

Die technische Abnahme lief, wie immer, glatt über die Bühne, dem Einsatz stand nichts mehr im Wege, auf zur Besichtigung.

 

Gleich die erste WP war eine neue Strecke. Am Rand der Ortschaft Eschelbach wurde ein Rundkurs gesteckt, der mit seinen Kurven, Kehren, Abzweigen, Schotterstücken und Kuppen das Rallyeherz höher schlagen lässt. Die Wege waren völlig weiß, hier und da gab es sogar glatte Eisplatten, die so manchen Teilnehmer, der mit seinem Einsatzfahrzeug mit Semislicks unterwegs war, in gewisse Nöte brachten. Auch auf den anderen Prüfungen, die man schon aus vergangenen Veranstaltungen kannte, zeigte sich das gleiche Bild.

 

Wir ließen die Winterreifen auf dem Auto und die R1R im Kofferraum vom Zugfahrzeug. Ab in den Startpark. Mal bei den Mitfahrern auf die Reifen geschielt, es war vom Semislick, Regenreifen, Sommer- und Winterreifen alles vertreten. Niemand wusste wohl genau wie das Wetter und die Strecken sich halten.

Und hier die Überraschung, die Sonne verschwand nicht mehr, die Temperaturen stiegen um über 15 Grad auf wohlige 8 Grad Plus (wohlig, wenn man die Temperaturen der kompletten vergangenen Wochen anschaut).

 

Wir mussten als Erste der Klasse an den Start. Auf zur WP 1, doch wo sind denn der ganze Schnee und die Eisplatten hin? Die Strecke zeigte sich in fast völliger Trockenheit, nur an ein paar schattigen Stellen und im Schotterstück war es noch feucht. Schon am Start zeigte sich, wie schlecht unsere Reifenwahl war, mit heillosem Durchdrehen ging es so "langsam" vorwärts. Es war ein Rantasten ans Limit, was können Winterreifen im Rallyeeinsatz auf trockener Strecke leisten? Diese Situation hatten wir noch nie in über 10 Jahren Rallyefahren. Erstaunlicherweise ging es aber dann recht gut voran, bis dann aber die enge Kehre kam. Ein Zug am Handbremshebel und... nichts passierte. Der Hintern vom Lupo wollte nicht um die Kurve rum. So standen wir vor dem Eisengatter und mussten zurücksetzen, blamabel... Also weiter auf der WP, als dann auch noch, nach der halben Runde, ein schriller Ton aus der Sprechanlage uns in die Ohren fuhr. In Panik schaltete Ingo die Anlage aus und kam dann völlig aus dem Aufschrieb. So musste ich die restliche Prüfung aus dem Kopf und auf Sicht fahren.

Mit einer 5:18,1 min reihten wir uns mit fast 20 Sekunden Rückstand hinter den Schnellsten der Klasse, Ernst Reinmann im Ford Fiesta auf seinen Avon-Regenreifen und Daniel Lang im Suzuki Ignis, der sogar Semislicks drauf hatte, ein.

 

WP 2 war dann die Sprintstrecke bei Tannen mit ihrem ultraschnellen Teilstück am Ende. Auch hier war alles trocken und wieder die Frage: was machen Winterreifen auf trockener Strasse bei über 160 km/h? Am Bachlauf passte der Aufschrieb nicht 100-prozentig und ich ging zu früh vom Gas beim Übergang vom einen Ufer zum Anderen. Auch sind wir am Ende nicht voll gefahren, der Respekt war dann doch noch zu groß vor dem Unbekannten. Dennoch verloren wir nur 8 Sekunden auf den Fiesta und 4 auf den Ignis.

 

Die WP 3 führte von Tiefensall nach Mainhardtsall, diese sind wir bisher nur einmal gefahren und hatten damals gleich eine unliebsame Begegnung mit einem Findling, der unseren 3er-Golf schwer demolierte. Das sollte uns aber an diesem Wochenende nicht passieren, die Stelle bekam im Aufschrieb noch eine Extraschicht rote Farbe. Dennoch waren wir hier chancenlos, die Reifen wollten auf dieser Strecke nicht ganz so funktionieren wie auf den anderen beiden Sektionen davor. Der Fiesta enteilte uns um weitere 17 Sekunden, der Ignis um 6 und auch der Swift von Alexander Merkel zog an uns vorbei, er war um 7 Sekunden schneller.

 

Zur Halbzeit lagen wir also auf dem 4. Platz in der Klasse (wussten wir nicht, wollten wir auch nicht wissen und mit den Winterreifen konnten und wollten wir nur noch heil ankommen und vielleicht noch ein bisschen Spaß haben).

 

Auf zum 2. Umlauf nach Eschelbach. Mit dem Wissen, wie unsere Reifen reagieren, konnten wir nun an den geeigneten Stellen angasen. Nur die Kehre wollte wieder nicht so ganz klappen, wenigstens kam der Hintern um ein paar Grad mehr herum, so daß wir in einem Zug durchfuhren.

Mit einer 5:05,4 min konnten wir uns auch stark verbessern. Ernsti war diesmal "nur" knapp 9 Sekunden schneller (er hatte vor dem Regrouping noch 2 Semislicks vorne draufmoniert) und Alex Merkel war mit einer 5:05,1 min in Schlagdistanz. Leider schied das Team Lang/Pfefferle mit Getriebeproblemen aus und wir erbten dadurch den 3. Platz.

 

Auf der Prüfung "Tannen" galt es das Vertrauen auf die Reifen aufs Neue zu strapazieren. Leider hab ich den Übergang wieder vermurkst, aber das Ende fast voll durchgezogen. Die Zeit verbesserte sich um 5 Sekunden. Allerdings war der Merkel-Swift nochmals 2 Sekunden schneller, der 2. Platz rückte weiter weg von uns.

 

Die WP "Tiefensall" sollte die Entscheidung bringen. Allerdings wollten die Reifen und ich wieder nicht mit der Strecke harmonieren. Es fand sich kein Rhythmus im Auto. Zwar konnten wir wieder 3 Sekunden rausholen im Vergleich zum ersten Umlauf, aber der Swift war schneller auf seinen Regenreifen und sicherte den 2. Platz. Ernst Reinmann mit Martin Gräf dominierten das Feld und gewannen die Klasse mit über einer Minute Vorsprung auf den Nächstplatzierten. Mit einem achtbaren Rückstand von nur 9 Sekunden, trotz der Winterbereifung, blieben wir auf dem 3. Rang.

 

Als Fazit lässt sich aus dieser Rallye schließen, dass so mancher Wetterbericht wohl für die Tonne ist. Mit dem Auto, vor Allem mit dem neuen Getriebe bin ich sehr zufrieden und freue mich auf die folgenden Challenges.