12. März 2022, Rallye Ulm oder: der Staub ist abgeschüttelt, der Mund abgewischt, der Lupo ist wieder aufgestanden

 

Nach der fatalen Zielkurve der Kalmit musste der Lupo aufs Krankenbett. Querlenker-Salat mit verbogener Spurstange und, wie es sich nach erfolgter Reparatur der Vorderachse herausstellte, schlug das Heck Haken wie ein Karnickel auf der Flucht. Also musste auch noch eine Hinterachse her, die am Mittwoch morgen bei Augsburg besorgt wurde und am Mittwoch ihren Platz am Auto fand. Am Donnerstag gab der VW grünes Licht, ich bin wieder einsatzbereit.

Da Vivi immer noch verhindert ist, nahm diesmal Melissa Schuster, nach 2jähriger Abstinenz und nicht zum ersten Mal bei mir, auf dem heißen Stuhl platz.

 

Mit großer Vorfreude hieß es: Abfahrt um 6 Uhr morgens, auf nach Ulm-Einsingen. Bei der Rallye Ulm, die Rallye, wo 2006 bei mir alles begann, sind zwar die Wps zu 99% immer an den selben Orten, was sicherlich den Behörden geschuldet ist, aber dennoch macht sie mir (und auch vielen anderen) mächtig Spaß auf Grund ihrer Kompaktheit und weil sie von Leuten organisiert wird, die ihr Herzblut hier hineingeben und ihr Handwerk verstehen. Die Papierabnahme, ein Klacks, die Technische ohne Probleme und auf ins Recce. Hier in Ulm erwarteten uns eigentlich 7 Gegner, allerdings fehlte schon vor dem Start ein starker Mitbewerber auf Grund von 2 Strichen auf seinem Schnelltest. So waren nur noch wir ürbig, die Schwarzmannseder-Brüder auf dem sauschnellen Peugeot 206, Jonas Rinke und Anna-Carin Föhner, mit deren Suzuki ich schon auf der SÜW bis zu meinem Crash um die Plätze stritt. Nach erfolgreicher Zielankunft in Öhringen gesellten sich Willi und Madeleine Steinbach im schwarzen Polo zu uns, Joan und Manuel Santos brachten ihren starken Citroen Saxo mit , und die 2 Böhler-Swifts komplettierten die Klasse NC4.

 

Wie es sich herausstellte, sind es dieselben Wps, die auch schon 2020 gefahren wurden. Der Aufschrieb war schnell erstellt, und um 10.00 Uhr waren wir bereit in den Startpark einzurücken. Doch beim Testen der Ausrüstung stellte sich heraus, dass der Adapter für Melissas Helm nicht an die Sprechanlage passt, klarer Fall von Verwechslung, da es ja früher gepasst hat. Zum Glück hatte Thomas Schober den identischen Helm dabei, nur mit passendem Headset. Und Melissa konnte sogar passende Adapter auftreiben. Jetzt hatten wir die Qual der Wahl, 2 Adapter hintereinander schalten oder gleich den passenden Helm nehmen. Wir entschieden uns für Variante 2, die Rallye konnte von uns aus beginnen.

 

Um 12:15 Uhr machten wir uns also auf den Weg nach Beiningen, wo der allseits bekannte Rundkurs bei der Sporthalle auf uns wartete. Wir standen am Start und warteten unsere Startlücke ab, aber irgendwas stimmte nicht. Die Lücke war zu groß für 3 Autos in der Runde. Wir wurden in die WP gestartet und nach 4 Kurven sahen wir den Grund für das große Loch im Startfenster. Eine stillgehaltene gelbe Fahne warnte uns, der Schwarzmannseder-206 lag am Rundenteiler im Acker auf dem Dach. Wie es aussah, waren die Reifen nicht am Arbeiten und der Peugeot schoß im Video zu schnell auf das enge Eck zu. Zum Glück signalisierte Lars mit dem Daumen nach oben, dass mit den beiden alles in Ordnung war und wir setzten die Fahrt weiter fort. Ob es jetzt legitim war, darüber lässt sich streiten, denn wenn wir die Fahrt gleich zum Ziel fortsetzen hätten sollen, hätte die Fahne rot sein müssen. Und letztes Jahr bekamen wir auf der Labertal auch eine stille Gelb, die wir zwar be- und anmerkten, aber unser Langsamfahren an dieser Stelle keine Zeitgutschrift zur Folge hatte.

In der 2. Runde stand dann an der Unfallstelle der Santos-Saxo, weil es versäumt wurde die OK-Tafel an den Unfallwagen anzubringen oder sie nicht zu sehen war. In der Pflicht, helfen zu müssen sind die 2 schon aus dem Fahrzeug gesprungen und waren schon fast auf dem Weg zum Peugeot. Also war die Zeit von 3:49.7, die erst mal auf dem Tableau auftauchte, nicht für die Wertung geeignet.

 

Also WP 2, der schnelle Sprint bei und durch Steinenfeld. Diese kurzen 3,5km sind fast perfekt auf meinen Lupo zugeschnitten, waren ich doch hier mal in der Lage , in anderer Richtung, sogar den Schütze-Honda zu schlagen. Hier galt es die Geschwindigkeit hoch zu halten aber Vorsicht in den Kurven walten zu lassen. Sind die doch hier gespickt mit Schotter und Bauernglatteis. Und wie wir auf der Strecke bemerkten, fielen einige Autos auf dieser WP dieser Tücke zum Opfer. Da wir uns nicht auch noch zu ihnen gesellen wollten und wir auch nicht in eins der Wracks krachen wollten, ging es noch nicht in voller Attacke ins Ziel. Auch weil das Headset im Ersatzhelm Ausfallerscheinungen hatte, diente dieser Umstand nicht zur Bestzeitenjagd. Und dennoch reichte es mit einer 2:49.2 min zur zweiten Zeit. Schnellster war Joan Santos mit 2:48.8min, Dritter Jonas Rinke mit 2:49.5 und mit 2:50.9 folgte Willy Steinbach. Die Spitze war also innerhalb 2.1 Sekunden zusammen.

 

Der große Rundkurs bei Einsingen bildete dann die WP 3 diesmal aber mit dem Uhrzeigersinn, für mich also Neuland. Ewig lange Geraden mit 4 kniffligen Stellen in einer Runde, die Erste gleich am Start mit der sehr rutschigen Rechtskurve auf das schnelle Bergabstück. Die nächste wartete dann an der Sprungkuppe, die diesmal eben keine war. Gebremst von 2 Heuballen wurde sichergestellt, dass nicht doch jemand in den Wald springen würde. Stelle 3 war die Linkskurve nach einer steilen Abfahrt. Wer hier die staubige Kurve zu schnell anfährt ,würde sein Auto im tiefen Graben versenken. Nummer 4 war dann die kurze Waldpassage mit einem rutschigen Geläuf. Mit etwas zu viel Vorsicht erreichten wir mit einer 5:32.3min nur die 4. Zeit in der Klasse. Hier setzte wieder das Team Santos/Santos die Bestzeit mit 5:26.5, gefolgt von den Steinbachs mit 5:30.9, die Jonas Rinke um 0.7 Sekunden schlugen. Der Saxo setzte sich also etwas ab und die nächsten Plätze waren hart umkämpft. Ab ins Regrouping.

 

Der 2. Umlauf startete und am Start wurde dann der Führende vermisst. Der Saxo hat es leider nicht geschafft Einsingen zu verlassen und blieb in der Nähe des Startparks liegen. Auf einmal war alles wieder offen. Diesmal ohne gelbe Fahnen und Hindernisse, konnten wir endlich mal frei fahren. Es stand eine 3:37.6 nach unserer Zieldurchfahrt auf der Uhr. 1.4 Sekunden schneller als Willy und Madeleine. Aber Jonas und Anna-Carin fanden noch mehr Möglichkeiten, die WP schnell zu bewältigen und setzten sich ihrerseits mit einer 3:31,7 vom Rest ab.

 

Wieder zurück zu meiner Lieblings-WP dieser Rallye, Steinenfeld, die Zweite. Die Fahrzeuge, die im Weg waren, sind weggeräumt, Melissas Ansagen kamen laut und perfekt, ich glaube, mehr geht bei mir hier nicht. So konnten wir mit einer 2:43,4 ein Spitzenzeit in unsere Klasse setzen und fast 10 Sekunden auf Jonas Rinke aufholen und glatte 7 auf Willy Steinbach.

 

Der Rundkurs sollte die Entscheidung bringen. So gingen wir voll motiviert zur Sache und kurz auch übers Limit hinaus und konnten geradeso den Graben vermeiden. Eine 5:26.0 bedeutete dann auch eine Verbesserung von uns um über 5 Sekunden und auch ein Näherrücken an den Polo um 1 Sekunde (5:27.0) aber der Swift aus Landau verbesserte sich auch um ganze 9.1 Sekunden. Und stand somit vorerst an der Spitze mit einer Gesamtzeit 23:45.9min. Inoffiziell waren Willy und Madeleine dann auch 2.2 Sekunden vor uns, aber es fehlte ja immer noch die „faire Zeit“ der Rallyeleitung wegen der gelben Fahne auf der WP1.

 

Als dann die Zeiten veröffentlicht wurden war ich dann doch etwas überrascht, dass ich dann doch die Steinbachs „überholen“ konnte und den Klassensieg, der an das Team Rinke/Föhner ging, nur um 1.6 Sekunden verpasste.

Dennoch eine gelungene Rallye bei herrlichem Wetter. Ich bin so froh, dass der Lupo wieder so toll beisammen ist. Und ein Riesendank an Melissa Schuster für den tollen Job auch ohne Sprechanlage.

 

Jetzt steht die Heimrallye Ostalb an, wo ich schon wieder auf der Suche nach einem Ersatz-Co bin...