7. März 2020, Rallye Hohenlohe oder: ein Tag zum Vergessen.

 

Dieses Wochenende waren wir Teil der Rallye Hohenlohe. Eine Rallye, an die ich viele schöne Erinnerungen habe, wie Klassensiege, WP-Bestzeiten oder Namensgebungen. Auch diese Rallye wird in meinen Gedanken bleiben. Es war, für uns, eine Rallye zum Vergessen.

 

Früh am Morgen ging los nach Untersteinbach zur Dokumenten- und technischen Abnahme. Schon bei der Ankunft ging es schon los, die Wiese, die ansonsten für die Anhänger ausgewiesen war, war nur zur Hälfte nutzbar, weil sie durch vorhergehende Regenfälle aufgeweicht war und die Fahrer nicht zu weit ins nasse Gras rangieren wollten. Es standen die Hänger zum Teil nur am Wegesrand und die Zufahrt wurde von parkenden Fahrzeugen blockiert so dass freie Flächen gar nicht zu erreichen waren (wie ich hörte auch am Freitag Abend). Ansonsten war der Ablauf, wie immer, problemlos und auch der Aufschrieb war schnell erstellt. In unserer Klasse sollte sich 8 Fahrzeuge einfinden und mit Ernst Reinmann, Marc Schütze, Thomas Schober und Alexander Ebert waren so ziemlich die schnellsten 1600er in unserer Region vertreten. Eine Platzierung in der oberen Hälfte war unwahrscheinlich, ein Pokalrang im Reich der Utopie. Fast jeder in unserer Gruppe setzte auf Regenreifen.

 

In diesem Jahr wurden völlig neue WPs versprochen, was zum großen Teil auch umgesetzt wurde.

 

Zu den Neuerungen gehörte auch die WP 1, ein neuer Rundkurs bei Kesselfeld sollte den Auftakt der Rallye bilden. Blinde Kuppen, schnelle Kurven, lange Geraden und ein Auslauf durch ein Waldstück mit Schotter und endend in einem etwas merkwürdig gesetzten Ziel direkt auf eine T-Kreuzung führend. Der Start ging noch gut, aber schon nach der ersten Kuppe kamen die auch die ersten Schwierigkeiten. Ein paar unterschätzte Bodenwellen brachten schon einige Unruhe ins Auto und nach der zweiten blinde Kuppe und Anbremsen in die Kurve wurde unsere Heck zu leicht und brach aus. Wir landeten im Acker aus dem wir uns nur mit Mühe wieder rauswühlen konnten. Wir fuhren zwar weiter, aber an eine gute Zeit war nicht zu denken. Schon gar nicht nach der Fahrt durch das schmierige Schotterstück, hier stellte sich überhaupt kein Vertrauen ins Auto ein (was sich wie ein roter Faden durch die ganze Rallye zog). Nach der WP stellte ich dann auch noch fest, das wir wohl beim „Sprung“ in der Acker wohl aufgesessen sind und der Schweller wieder eingedellt wurde, die Tür ging zumindest schwer auf weil sie an der Karosse streifte. Die Zeit von 3:46.18 was der 6. Rang bedeutete, war nebensächlich. Schnellster war Ernst Reinmann auf seinem Ford Fiesta, gefolgt von Marc Schütze (Honda Civic), Alexander Ebert (Suzuki Swift) und Thomas Schober (VW Golf), alle getrennt von nur 2,8 Sekunden. Auch Daniel Lang auf seinem Suzuki Ignis platzierte sich vor uns.

 

Auch die WP 2 führte über neues Terrain. Von Cappel führte diese über 7km in den Nachbarort Eckardweiler durch Bernhardsmühle. Auch hier musste wieder anspruchsvolles Gelände bewältigt werden. Kuppen, Kehren, Geraden und die von mir (heute) ungeliebten schnellen aber schmierigen Schotterabschnitte prägten die Prüfung. Der Anfang ging noch gut vonstatten, mit weniger Risiko natürlich ging es dennoch gut voran, bis wir an die Spitzkehre bei Untersöllbach kamen, was beim Abfahren noch mit Leichtigkeit ging, funktionierte jetzt überhaupt nicht. Ich konnte das Heck mit der Handbremse nicht zum Einlenken bewegen und wir landeten wieder neben der Strecke im Schlick. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnten wir uns auch hier wieder rauswühlen, also war auch diese WP mit einer 5:35.66 für uns fürn A... und sogar die Zweitlangsamste in unserer Klasse. Ernsti setzte sich mit einer 5:10.91 weiter vom Feld ab. Marc Schütze führte den Rest mit einer 5:16.77 an, dicht gefolgt von Thomas Schober mit 5:17.03 und Alexander Ebert mit 5:17.47.

 

Nur die WP 3 bestand zum Teil aus einer bekannten WP aus früheren Tagen, die aber andersrum zu befahren war. Sie führte von Ober- nach Untermaßholderbach und endete in Öhringen. Auch hier war wieder jeder verfügbarer Untergrund vorhanden, normaler Asphalt, Schotter (im Verhältnis zur WP-Länge hier am meisten aller WPs) und sogar Rasensteine. Bis auf dem etwas überraschend niedrigen Gripniveau auf den Rasensteinen und einer zaghaften Schotterüberfahrt verlief diese WP endlich normal und kontrolliert. Aber ohne großes Risiko auch keine Fehler. Nach vorne ging eh nichts und von hinten war die Gefahr eingeholt zu werden relativ gering, aber mit einem Abstand mit 8 Sekunden, möglich. Hauptsache der Lupo muss nicht noch mehr leiden. Mit einer 3:59.17 waren wir zwar zufrieden, aber weit weg von der Spitze von 3:46.02 vom Reinmann-Fiesta, der diesmal die Gegner „nur“ um 4 Sekunden auf Abstand halten konnte.

 

Im 2. Umlauf wollten wir eigentlich nur noch anständig mitfahren und das Auto nicht noch weiter beschädigen. So verlief die WP 4 auch zum größten Teil gut bis auf einen kurzen Schreckmoment, bei dem wir etwas zu weit aus der Kurve getragen wurden und auf dem Bankett rutschten aber schnell wieder festen Grip fanden. Mit einer 3:36.66 waren wir zufrieden, nix passiert und auf dem Niveau der „realen“ Konkurrenz im 1. Umlauf.

 

Auf der WP5 das gleiche Programm, einfach unseren Stiefel fahren, bei der Spitzkehre keine Spielchen und einfach die „Länge“ von unserem Lupo ausnutzen und rumziehen. Die Schotterpassagen, einfach drüber und kein Risiko eingehen und den Rest genießen und wieder Vertrauen in mich und in das Auto finden. 5:28.15 stand auf der Uhr am Ende. Ernsti fuhr mit Konstanz der Konkurrenz immer weiter davon, auch wenn Marc mit 5:11.32 diesmal viel näher dran war und Thomas mit 5:14.34 auch nur 5 Sekunden langsamer war. Alexander Ebert verlor mit Kupplungsproblemen den Anschluß an die Spitze.

 

Jetzt galt es nur noch die letzte WP sauber zu Ende zu bringen. Also wiederholten wir einfach das ganze Prozedere des 1. Versuchs hier mit einem Unterschied von einer ¾ Sekunde. Auf dieser WP verlor der Reinmann-Fiesta seine Vormachtsstellung, denn diese WP ging diesmal an den Schütze-Honda und vermasselte die „perfekte“ Rallye. Thomas Schober konnte sich dann noch an dem waidwunden Swift von Alexander Ebert vorbeischieben und den übrigen Platz auf dem Podium sichern. Wir blieben im Niemandsland unserer Klasse auf dem 6. Platz. Der Platz war nicht die große Enttäuschung sondern eher das Wie, mit vielen Fehlern und ohne Herz, Vertrauen und Rhythmus, war diese Rallye für uns einfach zum Vergessen.

 

Jetzt heißt es, wieder sammeln und bei der Rallye Ulm von vorn beginnen.