31.Juli 2021, Haßbergrallye oder Auftritt Nr. 2, noch besser, noch schneller

 

Nach der geglückten Generalprobe auf der Labertalrallye ging es zum Monatsende nach Franken ins beschauliche Ebern. Auf dieser Rallye war für mich, wie schon einmal erwähnt, bisher alles dabei, von Klassensiegen bis zum Mittelfußbruch ohne das Zutun eines Rallyeautos. Da man nach einer erfolgreichen Generalprobe die Besetzung nicht ändert, setzte sich wieder Viviane Gerich auf den heißen Stuhl neben mir.

 

Pandemiebedingt bestand das Rallyezentrum diesmal „nur“ aus einer Gerätehalle, einem großen Parkplatz und einem Verpflegungsstand der AWO. Um es vorwegzunehmen, aus diesen beschränkten Möglichkeiten zauberten die Haßberger eine tolle Rallye, der es an nichts fehlte (zum Glück regnete es erst am Sonntag).

 

Die Dokumentenabnahme und die technische Überprüfung wurde routiniert bestanden, einem Start stand nichts im Weg. Wenn da nicht das Abendessen unter freiem Himmel gewesen wäre, wo ein Mückenschwarm meinte, sich über Vivi herzumachen. Das Resultat waren dann 21 Stiche innerhalb einer Stunde. Also ging es morgens vor dem Recce zur Apotheke um das Jucken erträglicher zu machen.

 

Start frei für WP 1 – Hundsberg. Ich weiß nicht ob diese WP jemals gefahren wurde, aber für mich war sie komplettes Neuland. Längere Landstrasssenabschnitte versprachen hohe Geschwindigkeiten, das Schotterstück war allerdings von der schlimmeren Sorte. Manche Steine saßen so ungünstig, so dass sie mit Farbe markiert wurden, damit die Auto vor Schäden bewahrt werden konnten. Der Start verlief etwas hektisch, da die Kamera mal wieder machte was sie wollte und manuell gestartet werden musste und nach dem Anschnallen die Handschuhe sich außerhalb meiner Reichweite aufhielten. Der WP-Leiter war dann so freundlich diese mir noch rechtzeitig zu überreichen. Auch ohne mein Startritual mit dem Erhöhen der Leerlaufdrehzahl ging ganz gut los. Die erste Schikane wurde routiniert genommen, der Abzweig auf die lange Gerade wurde gut getroffen.Nur nach der langen Gerade stellten sich kleinere Probleme ein, die sich im Laufe der WP immer mehr verstärkten. Mein Bremspedal wurde immer härter aber ohne den gewünschten Effekt einer starken Verzögerung. Nach der Hälfte der WP musste ich vor einer Abzweigung sogar mit der Handbremse nachhelfen um die Kurve noch zu bekommen. Allerdings waren wir dann im falschen Gang. Immer mehr auf die Bremse konzentriert, kam es vor dem Ziel wieder zu Veschaltern. Und trotzdem gelang uns mit einer 4:14,6 die zweitbeste Zeit, 6 Sekunden langsamer als das Team Schramm/Schneider auf VW Polo und 2,5 Sekunden schneller als das Team Steinbach, ebenfalls auf VW Polo, der Swift von Joe Baur und Nico Otterbach komplettierte mit einer 4:21,7 die Klasse.

 

Mit unseren Problemen erreichten wir die WP 2 bei Welkendorf. Diese WP hatte den identischen Start, wie meine Lieblings-WP in Ebern, Allerdings bogen wir in Weissenbrunn nach links ab und durchquerten den Ort auf seiner Hauptstrasse. Mit allem was der Lupo so hergab preschten wir dann die lange,weite Kurve den Berg hoch. Wie es aussah, konnte sich meine Bremse wohl auf Grund der großzügig bemessenen Zeit für die Verbindungsetappe, wiedererholen. Die Bremspunkte passten diesmal hervorragend. Auch der blinde Abzweig nach diesem langen Bergaufstück konnten wir gut erwischen. Jetzt waren wir wieder auf der alten WP, nur diesmal umgekehrt. Vom ursprünglichen Ziel aus folgten wir dem Wirtschaftsweg aus Knochensteinen, bogen links ab und flogen mit über 100 Sachen über einen Schottestreifen. Und wieder waren wir verkehrt auf eine alten Version dieser WP, diesmal ging es auf der kurvigen Landstrasse nach Bühl, wo ich mir vor Jahren den erwähnten Mittelfußbruch nach dem Überqueren eines Trassierbandes erlitt. In Bühl bogen wir wieder ab und jagten durch den Wald Jesserndorf entgegen, wo wir das altbekannte Schotterstück unter die Räder nahmen. Bergauf und Bergab wieder auf den Ort zu, links abgebogen und auf durchs Ziel, das früher der Start war (Ok, ein bisschen eher wars dann doch). Das führende Team Schramm / Schneider patzte und verpasste den blinde Abzweig und war so 20 Sekunden langsamer als unsere Klassenbestzeit von 6:15,1. Der Polo von Willi und Madeleine verlor unter starker Belastung den 2. Gang und auch der Swift von Joe Baur konnte uns kein Paroli bieten.

 

So ging es mit einem 15-Sekunden Vorsprung ins Regrouing.

 

Der 2. Versuch die Hundsberg-WP zu bewältigen verlief jetzt reibungslos. Das Vertrauen in die Bremse war wieder voll da. Verschalter gab es auch keine mehr. Im Ziel entfuhr mir sogar ein kleiner Freudenschrei. Und mit einer 4:06,8 gegen eine 4:06,2 verteidigten wir unseren Vorsprung aus WP 2 gegen den Schramm-Polo. Auch Willi konnte mit einer 4:10,5 ein Achtungszeichen setzen. Es scheint, der Polo hat alle Gänge wieder.

 

Auch auf der WP Hasenbrünnle konnten wir uns im 2. Umlauf noch einmal um 1.8 Sekunden verbessern, was wiederum einer Klassenbestzeit gleichkam. Mit diesem Schotter könnte ich mich sogar etwas anfreunden.

Wenn meine Bremse auf der 1. WP nicht gemuckt hätte, Andreas Schramm den Abzweig auf WP 2 erwischt und der Steinbach-Polo alle seine Gänge zur Verfügung gestellt hätte, wäre es ein enger Kampf auf Augenhöhe gewesen.

 

So konnten wir den ersten echten Klassensieg für Viviane sicher einfahren. Schade war es nur, dass den Umständen geschuldet, wieder keine Siegerehrung möglich war, auf der man das Ergebnis noch länger hätte genießen können und auch keine Trophäe zur Untermauerung dieser Leistung überreicht wurde.

 

Meine nächste Veranstaltung ist schon nächsten Samstag, der Rallyesprint in Untergröningen, der zur Baden-Württembergischen Rallyemeisterschaft zählt. Bis dahin muss ich wohl nach meiner Bremse schauen, damit so etwas nicht wieder passiert.