26. Februar 2022, Rallye Südliche Weinstraße oder: erst fällt die Co-Pilotin aus, dann das Hirn vom Fahrer...

 

Das neue Jahr ist da, der Lupo ist durchgecheckt, die Termine stehen (vorerst) fest. Es ist wieder an der Zeit Rallye zu fahren. Da leider die Rallye Nord-Baden den Chorona-Auflagen wieder zum Opfer fiel, soll, fast schon traditionell, die Rallye Südliche Weinstraße am Rande des Pfälzer Walds der Saisonauftakt sein. Ich war schon positiv „hibbelig“, Vivi hochmotiviert, als dann am Donnerstag morgen um 6.11 eine Whats-App Nachricht eintrudelte (die ich erst um 9.00 Uhr bemerkt habe). Mit böser Vorahnung rief ich Vivi an, was los sei, warum ich sie anrufen soll? So musste ich erfahren, das ihr Meniskus ihr ein Fortkommen per pedes nicht möglich macht und sie so nicht in der Lage ist, mich nach Landau zu begleiten.

So kontaktierte ich etliche Beifahrer, die bei mir schon Platz genommen hatten, ob sie noch so kurzfristig Zeit hätten. Natürlich waren alle schon verplant, ein Aufruf an die Rallye-Gemeinde auf Facebook und rallye-magazin.de ging viral. Und tatsächlich wurde mein Aufruf von Jochen Braun erhört, der keine 20km von der Rallye weg wohnt und auch schon etliche WP-Kilometer auf dem Buckel hat. Bei seinem Fahrer wollte das Auto nicht so, wie es sollte. Des einen Leid und meine Freud (und Erleichterung). 1 Zimmer storniert und am Freitag Nachmittag auf nach Landau.

 

Durch diverse Auflagen, befand sich das Rallyezentrum auf dem Neuen Messeplatz unter freiem Himmel. Die Papierabnahme befand sich in diversen Wohnmobilen, das Rallyebüro im Auflieger eines DSV-Trucks. Nach ein paar kleinen Hickhacks wegen der Parkplatzbelegung konnte ich auch endlich abladen und Jochen hat mich auch gleich gefunden (mein Lupo fällt hat doch auf…). Papierabnhahme ging auch flott von dannen und auch die Technische war, trotz Saisonstart, wo auch mal genauer geschaut wird, keine Hürde.

Wegen Naturschutzauflagen konnte leider die ursprüngliche Planung der Rallye nicht durchgeführt werden, also wurde die Rallye umgebaut mit 3 Sprints über die Kalmit und 2x ein großer Rundkurs bei Großfischlingen. Zwar sollte es sonnig und trocken bleiben, aber dennoch entschied ich mich für die Regenreifen, da ich der Meinung bin, dass bei 8 Grad meine Medium-Semi-Slicks nicht arbeiten werden.

Das Recce war dann mit nur 2 verschiedenen Wps auch schnell erledigt und frohen Mutes gingen wir um 12:14 Uhr an, die Rally zu bezwingen und uns mit den weiteren 9 Startern in unserer Klasse zu messen.

 

 

Die WP1 – Kalmit, ist ein Sprint, gestartet hinter St. Martin, über die besagte Kalmit mit der berüchtigten Sprungkuppe (genau, die mit dem schönsten Bild von meinem Lupo, bevor er auf der Servopumpe landete) und wieder runter auf der anderen Seite nach Maikammer.

Im Bergaufstück musste ich so ziemlich alles aus dem Motor rausquetschen was ging (leider auch mit Verschalter) um bei der Musik dabei zu sein. Die Reifen machten eine ordentlichen Job, war es doch das 1. Mal, dass sie im Einsatz waren. Auch die Zusammenarbeit mit Jochen harmonierte auf Anhieb, die Ansagen kamen immer zur rechten Zeit und konnten gut umgesetzt werden. Den Sprung ging ich verhalten an, da ich mit dem neuen Fahrwerk noch nie einen Freiflug gemacht habe und ich keine Ahnung über das Landungsverhalten hatte. Doch das Aufsetzen erfolgte so unspektakulär, dass ich gewillt war in den nächsten Umläufen etwas mehr zu riskieren. Bergab musste ich dann schon etwas mit den Reifen kämpfen, da ich von ihnen zu viel verlangte. Dennoch konnten wir mit einer 2:38,9 min eine ordentliche Zeit vorweisen, die uns den 4. Platz in der Klasse einbrachte. Schnellster waren die Schwarzmanneder-Brüder in ihrem Peugeot mit einer 2:30,9 min gefolgt vom Honda CRX von Stefan Schwarz knapp 3 Sekunden dahinter, Jannik Mahl auf Suzuki Swift konnte sich um 8 Zehntel noch vor uns setzen.

 

 

Bei Großfischlingen wurde dann wieder ein großer Rundkurs abgesteckt, der die WP 2 und 4 bildete. Durch die weitläufigen Weinstöcke hat man hier eine Vielzahl an Möglichkeiten an Varianten und in diesem Jahr ging es also mal gegen den Uhrzeigersinn. Leider ist man wegen den Reben aber auch gezwungen, sehr viele lange Geraden zu fahren, unterbrochen nur durch 90-Grad-Kurven. Ab und zu durfte aber auch eine Schikane (sei es Natur oder durch Heuballen) bezwungen werden und auch die bekannte Kurve am (inoffiziellen) Zuschauerpunkt war wieder sehr verschmoddert und rutschig. In fast jeder Kurver wimmerten die Reifen um Grip und dennoch gelang es uns hier die drittbeste Zeit einzufahren. Die Schwarzmannseders waren die Einzigen, die den Kurs unter 7 Minuten bezwangen (6:43,9) und dahinter fand ein großes Gerangel um die Plätze statt. Jonas Rinke brauchte 7:05,6, wir waren 7:07 min unterwegs. Stefan Schwarz 7:08 min, Sebastian Baldauf auf dem Citroen C2 7:09,2 und Jannik Mahl 7:09,5 min. Ein heißer Kampf um die Plätze auf dem Podium war im Gange.

 

 

Nach dem ersten einstündigen Regrouping ging es dann wieder nach St. Martin, der Berg ruft wieder. In dem Wissen, wo ich noch etwas mehr Zeit rausholen könnte, gingen wir hochmotiviert an den Start. Der Start lief perfekt, wir flogen förmlich den Berg hinauf, die Schaltpunkte passten, die Reifen spielten mein Spiel mit. Oben mit mehr Speed über die Kuppe und mit mehr Mut den Berg wieder runter. Kein Zögern mehr vor den 2 schnellen ersten Kurven, Am Wanderparkplatz sauber an den Begrenzungssteinen vorbei, die Kehre sauber durchfahren ohne zu starkes Untersteuern und dem Ziel entgegen. Dann aber passierte es, zu schnell durch das Ende der WP und die gleich folgende enge Kurve nicht erwischt. Mit quietschenden Reifen rutschen wir dem hohen Bordstein entgegen und auch der Eingriff der Handbremse konnte den Einschlag nicht verhindern. Mit einem lauten Krach touchierten wir die Steineinfassung, der Querlenker gab nach und das Vorderrad verschob sich um mehrere Zentimeter nach hinten und schleifte am Innenradlauf. Wir versuchten zwar die ZK noch zu erreichen, um später das Auto besser bergen zu können, aber die Rauchfahne und der Geruch von zu heißem Gummi ließ uns keine Wahl den Lupo 500m nach dem Ziel abzustellen. Was dann leider zu dem Umstand führte, dass ich erst nach Beendigung der WP 5 durch die sehr stark vertretene Retroklasse mit dem Hänger an mein Fahrzeug kam. So stand der Lupo erst fast 4,5 Stunden nach dem Unglück auf dem Hänger und ich konnte mein Domizil um 21:30 erst beziehen.

 

Ich möchte mich hier ganz herzlich bei Jochen Braun bedanken für die tatkräftige Hilfe während und nach der Rallye. Schade, ich hätte gern die volle Distanz mit dir absolviert.

 

Wie es jetzt weitergeht wird die Ersatzteillage und der Umfang der Reparaturen entscheiden. Die Hohenlohe wäre ein kleines Wunder, Ulm ist sehr optimistisch, so denke ich, dass wir zumindest bei der Heimrallye, der Ostalb, wieder mitmischen können