05. November 2016, Rallye Oberland oder mein teuerster Pokal

 

Schon eine Woche nach der Rallye Fränkische Schweiz stand für uns zum ersten Mal die Rallye Oberland auf dem Programm. Der beleidigte Stoßfänger wurde mit dem Heisluftfön wieder gerade gebogen, der U-Schutz wieder angezogen, der Kleine war wieder bereit für den nächsten Einsatz. Unsere Sieben-Sachen gepackt und ab nach Altenstadt an der Lech. Die Semi-Slicks ließen wir zuhause, da der Wetterbericht zu 90% Regen und Temperaturen von 8° Grad vorausgesagte. Die technische Abnahme dauerte zwar seine Zeit (es war saukalt...) ging aber problemlos über die Bühne.

 

Leider musste der österreichische Suzuki Swift die Klasse wechseln, da wohl im Reglement steht, daß ausländische Zulassungen nicht in der Gruppe F starten dürfen (was ein Unsinn, so musste ein Auto von 2007 als "Klassiker" in der  CTC fahren...). Es blieben nur ich und der Plattner-Suzuki, auf den wir schon auf der Voralpenrallye im April gestossen sind, in der F9 übrig. So entschloss ich mich, auf Attacke zu gehn und versuchen wenigsten ein paar F8 hinter uns zu lassen.  Am Samstag aber kam dann die Ernüchterung, es kam Föhn auf, die Temperaturen stiegen auf fast 14° Grad und die Pisten waren und blieben zu 95% staubtrocken.

 

Ab zur WP 1, ein Sprint bei Wildsteig,  5,86 km lang und mit sehr schnellen Kurven, Kuppen und nur 3 engeren Kurven. Die schnellen WPs auf der fränkischen Schweiz vor einer Woche waren dazu im Vergleich Autobahnen, da hier die Wege nur etwa 1 1/2 Wagenbreite aufwiesen bei annähernd gleicher Geschwindigkeit (wieder keine WP, in der die Topspeed langsamer wie 150 war). Es ging gleich mit Vollgas los, schnelle Kurven, manche blind, ein kurzes Waldstück, wieder der schwere rechte Fuss und rein in den Wald zu einer Abfahrt, die in eine Spitzkehre mündet. An Hargenwies vorbei und berghoch in eine der längsten Linkskurven, die ich bisher im Rallyesport gefahren bin, die wollte einfach nicht mehr aufhören und die Rechtskurve danach war nicht minder "kurz". Nach einer kleinen Kuppe runter in ein Loch, sofort wieder hoch zur 2. engeren Kurve. Danach eigentlich nur noch "Flat-Out" bis zum letzten Abzweig ins Ziel. Es war SOOOO schade, dass wir nur auf Regenreifen unterwegs waren. So konnten wir keine volle Attacke fahren und bekamen bei ein paar Stellen leichtes Untersteuern. Und dennoch war die Zeit von 3:32,5 sehr respektabel.

 

WP 2 war wieder ein Sprint von 5,33 km Länge am Ufer der Lech entlang. Ausgehend vom Lechstausee ging es ultraschnell von Staustufe 3 bis zur Staustufe 4, dann ein scharfer Abzweig nach der Hälfte der WP. Es ging "landeinwärts" bergauf weiter und volle Pulle zu einem 90-Grad-Abzweig zu einer sehr rutschigen Passage bergauf durch ein kleines Wäldchen. Wir unterschätzten diese Stelle und rutschten beinahe einen Abhang hinunter. Wir konnten den Kleinen gerade noch einfangen, rumpelten aber stark über Gehölz und Wurzeln. Das Auto blieb fahrbar, es gab keinen Grund Gas rauszunehmen und wir gingen durchs Ziel der WP. Das Tableau zeigte am Abend eine Zeit von 3:50,0 min an, was aber auf keinen Fall stimmen konnte, handgestoppt im Video war es eher eine 3:22 kommairgendwas. Wo die 28 Sekunden herkamen, weiß wohl allein der Zeitnehmer im Ziel. Auf dem nächsten Parkplatz wollten ich den Schaden begutachten, aber der Lupo wollte das nicht. Wir hatten den Schweller so stark "beleidigt", dass der Kleine mich nicht rausliess. Die Fahrertür rückte keinen Zentimeter, ich musste durch die Türscheibe ein- und aussteigen.

 

Die schnellste WP war dann der Rundkurs am Rallyezentrum in Altenstadt. Gleich Vollgas in die Runde, nach 500m im rechten Winkel runter von der Landstrassse, die nächste Rechts kurz anlupfen und das Gas durchgedrückt bis zum nächsten Eck. Wieder das Pedal zum Anschlag, sanfte linksrechts und rechtslinks Kurven, dann eine Kuppe in eine blinde Rechts anbremsen zur Links, die Kurven werden enger und nach der folgenden Rechts mit Vollgas in Richtung "Motodrom" von Altenstadt. Enge Links, Rechts, die Kehre am Sportheim, am Selbigen vorbei in eine Parkbucht, dann den Start passieren, also knapp 1 Kilometer fast geradeaus und wieder der rechte Winkel. Im Motodrom dann in der Kehre die Runde verlassen und nach 6,99 km eine 4:25,0 min schreiben lassen.

 

Nach dem Regrouping ging es wieder nach Wildsteig. Da es immer schattiger wurde, begannen auch die Regen-Toyo besseren Grip aufzubauen. So konnten wir die gute Zeit vom 1. Durchgang nochmal verbessern.

Bei der WP "Lechbruck" gelang uns dies nicht, ein Verschalter beim Beschleunigen nachdem  Start und auch die berüchtigte Stelle von WP 2 gingen wir langsamer an, rutschten aber wieder, wenn auch nicht so stark, wie beim 1. Mal.

Es dämmerte und zum Glück hatten wir schon vor WP 4 die Zusatzscheinwerfer montiert. Diese wurden dann im Rundkurs auch schwer benötigt, denn es wurde sehr schnell dunkel und bei unserem Start war es dann schon Nacht. Auch hier konnten wir unsere Zeit von WP 3 toppen, wenn auch nur um 0,2 Sekunden.

 

Abends dann bei der Siegerehrung stellte sich heraus, daß die Klassen NICHT zusammengelegt werden, da der Veranstalter dies für unfair hält. So konnten wir einen riesigen Siegerpokal nach Hause nehmen. Die 28 Sekunden taten nicht weh, es hätte nur eine Verbesserung von 4 Plätzen im Gesamtklassement gegeben.

 

Als Fazit ziehe ich, wunderbare Wertungsprüfungen verbunden mit einer etwas verbesserungswürdiger Organisation. Die Anlaufstellen waren über fast ganz Altenstadt verteilt. Zu Fuss konnte man hier nichts verbinden. Der Hängerparkplatz hier. das Rallyezentrum dort, technische Abnahme dazwischen und der Startpark wieder ganz woanders. Die Siegerehrung war dann im Nachbarort beim "Janzer", leider waren hier die Platzverhältnisse auch beschränkt und die Beschallung etwas dürftig. Dafür war das Essen sehr lecker und die Wartezeiten waren auch kurz, trotz der großen Besucherzahl.

So wie es jetzt aussieht, musste unser Lupo ganz schön Federn lassen, der Schweller ist nicht reparabel und die Beulen ziehen sich bis über das hintere Rad, so daß in der Winterpause eine neue Seitenwand samt Schwellder eingezogen werden muss. So war der Sieg sehr teuer erkauft.