4. September 2021, Rallye Calw oder Fairplay at its best

 

 

 

Nach langer Zeit konnte ich endlich mal wieder auf der Rallye Calw an den Start gehen. Der Grund war, das mein Slalom, auf dem ich der Rennleiter bin, des öfteren terminlich mit der Rallye kollidierte. Auf dem heißen Stuhl nahm wieder Viviane Gerich platz, was wohl bis zum Ende der Saison auch so bleiben wird, da wir ganz gut im Auto harmonieren.

 

 

 

Die Übernachtung hab ich mir an diesem Wochenende erspart, Calw ist mit dem Gespann in 1,5 Stunden erreichbar. Was aber an diesem Samstag sich nicht erfüllen sollte, da der Heßlachtunnel wegen eines Unfalls gesperrt war und ich den Umweg über Kaltental und Vaihingen nehmen musste. Auch bei Viviane sollte es etwas länger dauern, da bei ihrer Mitfahrgelegenheit wichtige Papiere erst gefunden werden mussten.

 

 

 

Das Rallyezentrum, und somit der Veranstaltungsort, war für mich Neuland, da die Halle in Neuhengstett renoviert wurde und der Rallyetross vor2 Jahren nach Deckenpfronn umgezogen ist.

 

Ein Schritt, der sich in meiner Sicht gelohnt hat, sind die Örtlichkeiten in Neuhengstett durch das nahe Wohngebiet etwas eingeschränkt, dieses Problem besteht hier nicht. Auch auf Grund dieser Lage konnte die Rallye heuer sehr kompakt gestaltet werden, man musste sich keinem Meter der Stadt Calw nähern oder gar durch sie durch fahren.

 

 

 

Dokumenten- und technische Abnahme gingen gut organisiert von statten und das Recce war auf Grund der Kompaktheit nach nicht mal 2 Stunden erledigt.

 

 

 

Der Zeitenhatz begann auf dem Klassiker „Station Teinach“. Eine WP, die immer wieder im Bordbuch der Rallye Calw auftaucht, doch diesmal mit einer kleinen Besonderheit. Nach dem steilen Wald-Bergaufstück musste man nach der Schranke einen kleinen Abstecher in den Wald machen, dort eine Ecke fahren und wieder zurück auf die Hauptstrecke. Ansonsten war die WP so gestaltet, wie die Jahre zuvor (was soll man denn hier auch groß anders machen). Der Start befindet sich wieder auf dem Betriebsgelände der Firma Irion. Von dort aus geht die Strecke lange bergauf, über eine schnelle Kuppe, wieder 500m bergab, biegt an ihrem tiefsten Punkt rechts ab und führt quer durch den Wald steil bergauf über einen springfreudigen hoch Richtung Rottannen-Stadion. Da der folgende Streckenabschnitt mit starken Unebenheiten aufwartet, mussten wir eben diesem oben genannten Anstecher folgen. Hier wollte ich den Lupo mit Hilfe der Handbremse um die Ecke bugsieren, was mit allerdings mit einem Griff ins Leere nicht gelang, meine Hand landete zwischen Sitz und Hebel und die Kurve kam immer näher. Also musste ich etwas hölzern die Kurve herkömmlich umfahren, was von außen wohl sehr eckig aussah. Mit Vollgas ging es dann am Stadion über die Kuppen, die den Lupo fast als Sprungschanze dienten, bis hinunter zur Bremsschikane. Spitze 150, anbremsen, durch die Tore und 100m später muss man rechts abbiegen, durch eine enge Einfahrt auf einen schmalen Weg hoch zum Ziel. Die WP-Bestzeit ging, wie erwartet, an das Team Schwarzmannseder in ihrem bärenstarken CTC-Peugeot 206. Mit einer Zeit von 2:47,9 markierten sie die Spitze. Thomas Schober mit Vera Piede überraschten erst mal mit einer Zeit, die für die Top3 des Gesamtfeldes reichte, jedoch folgte bald darauf die Aufklärung. Thomas und Vera hatten beim Recce den Abwzeig in den Wald völlig übersehen und jagten geradeaus über die Straße. Ein paar verteilte Pylonen, die ich auf der WP vorfand, waren die stummen Zeugen dieser Aktion. Unsere Zeit von 2:55,3 bedeutete also der 2. Rang, gefolgt vom VW Polo von Willy und Madeleine Steinbach mit einer 3:00,7.

 

 

 

Auch die WP 2, Holzbronn wurde war schon öfters im Fahrplan der Rallye. Die WP startete vor den Toren der Ortschaft Holzbronn direkt am Kneippbecken, 2 mal 90-Grad rechtsrum, 1x 90-Grad links und mit durchgedrücktem Gaspedal durch eine Lichtung auf die Hauptstrasse. So war zumindest der Plan. Doch die Gerade war so uneben, dass der Lupo beim Anbremsen auf der Vorderachse sehr leicht wurde und ich uns schon im Gebüsch landen sah. Irgendwie schaffte es unser kleiner Renner doch um die Kurve. Auf der Hauptstraße wieder in Richtung der namengebenden Ortschaft und vor dem Industriegebiet mit einem U-Turn wieder zurück. Wieder runter von der Landstraße und am Wald entlang in Richtung der Fischbachs. Dem Bachlauf folgend auf eine Spitzkehre zu auf die alte Stammheim-WP. Kurz vor der Einfahrt in den Wald musste man wieder rechts ab nach „Gebersack“ und durchs Ziel, welches wir nach 4:38,1 erreichten. Thomas Schober schaffte die WP 8,5 Sekunden schneller, doch der Schwarzmannseder-Peugeot toppte die Zeit nochmal um 0,8 Sekunden.

 

 

 

Leider mussten Steinbachs ihren VW Polo wegen Motorproblemen vor dem Start der WP 3, die für jedermann Neuland war, abstellen. Die WP „Lerchenberg“, ein 6,2 km-Sprint vor den Toren von Deckenpfronn, viele schnelle blinde, schnelle Kurven einer schnellen Bergab-Passage und Geraden, teils mit so starken Unebenheiten, dass so mancher Teilnehmer eher halb auf den Rasen ausweichte. Immer wieder kamen 90-Grad-Abzweige dazu. Die WP hatte eigentlich alles was eine gute Strecke braucht, aber bei mir kam hier kein Rhythmus zusammen. Die Zeit von 4:46,8 war dann auch 12 Sekunden langsamer als die Spitze und zum 2. Platz fehlten auch knapp 6 Sekunden.

 

 

 

Nach einem Regrouping von 1,5 Stunden (warum das so lang sein musste, wissen wohl nur die Organisatoren) ging es zurück zur Station Teinach. Mit einer kleinen Portion mehr Aggressivität ging es an den Start. Ein Ticken später gebremst, kein kurzes Lupfen vor einer ungewissen Kurve und auch die Handbremse konnte diesmal korrekt eingesetzt werden. So konnten wir auf dieser kurzen WP nochmal 3 Sekunden rausschinden. Nur 2,4 Sekunden langsamer als Schober/ Piede, der diesmal korrekt fuhr und 5,2 Sekunden langsamer als der 206er, der mit erheblich mehr Leistung seine Karosse mit Besatzung den Berg hoch stemmte.

 

 

 

Auf der WP 5 wollte ich das gleiche Rezept anwenden, nur an der kniffligen Stelle der 2. WP nahm ich etwas Wind raus. Die Handbremse wollte ich auch wieder einsetzen, nur klappte das Lösen des Hebels nicht perfekt und der Vortrieb blieb dann erst mal aus. Die Verbesserung betrug dann auch „nur“ 1,6 Sekunden zum 1. Umlauf, während die Konkurrenz 6,2 bzw. 6,4 Sekunden gefunden hat.

 

 

 

Auch auf der Lerchenberg-WP versuchte ich das Rezept nochmal anzuwenden. Das gelang diesmal besser, wenn auch mit die Handbremse wieder den selben Streich spielte, Vielleicht muss ich mich auch mal nach einer Fly-Off-Bremse umschauen. Eine 4:42.2 bedeutete dann eine Steigerung von 4,4 Sekunden. Thomas Schober beendete die WP 6,2 Sekunden schneller als vorher und Lars Schwarzmannseder fand 2,9 Sekunden.

 

 

 

Also ein Ergebnis das ich eigentlich so erwartete, da ich die Fahrzeuge der beiden Teams kenne.

 

Doch da war ja noch die Sache mit der Abkürzung auf der WP 1. Hier war ja mit allem zu rechnen, was das Ergebnis noch aufmischen könnte. Doch die Sportkommissare entschieden für eine sehr milde Zeitstrafe von 30 Sekunden. Dieses Urteil und seine schnellen Zeiten hätten ihn wieder auf den 2. Platz gespült. Doch Thomas wollte auf diese Weise diesen Platz nicht „beerben“ und „böses Gerede“ vermeiden.

 

 

So konnten wir, Vivi und ich, nach einer unendlich dauernden 4-Stunde-Pause nach unserer Zieleinfahrt, endlich unseren 1. gemeinsamen Pokal entgegennehmen.